Neben Anlageklassen wie Aktien, ETF und Rohstoffen rücken zunehmend sogenannte P2P-Kredite in den Fokus der Anleger. In den letzten Jahren haben P2P-Kredite einen regelrechten Boom erlebt.
Ich zeige dir, wie ich als Neuling in diesem Bereich möglichst risikoarm 5000 € investieren würde, welche Plattformen ich dafür verwenden würde und was es dabei alles zu beachten gibt. Ich gebe dir zusätzlich eine Übersicht über die wichtigsten/größten P2P-Plattformen.
Disclaimer/Haftungsausschluss: Es handelt sich bei den hier angegebenen Informationen nicht um eine Anlageberatung oder Kaufempfehlung. Es handelt sich um meine allgemein veröffentlichte Meinung und Erfahrungen als Privatanleger. Ich übernehme keinerlei Haftung für deine Anlageentscheidungen. P2P-Kredite sind Hochrisikoprodukte, es greift keine Einlagensicherung. Ein Totalverlust -und mag er noch so unwahrscheinlich sein- kann nie völlig ausgeschlossen werden.
Inhaltsverzeichnis
Was sind P2P-Kredite?
Bei einem P2P-Kredit, auch als Peer-To-Peer-Kredit bezeichnet, handelt es sich um ein Darlehen, bei dem sowohl der Kreditnehmer als auch der Kreditgeber eine Privatperson ist (daher ,,Peer-to-Peer‘‘). Sind die Kreditnehmer hingegen Unternehmer, so spricht man von P2B-Krediten (Peer-to-Business).
Als Kreditnehmer hast du den Vorteil, dass kein Finanzinstitut zwischengeschaltet ist und du dadurch weniger umständlich und schneller einen Kredit erhältst. Insbesondere Kredite im niedrigen vierstelligen Bereich werden von Banken kaum angeboten. Daher sind P2P-Kredite eine gute Alternative zu Bankenkrediten.
Als Kreditgeber wiederum erhältst du für dein verliehenes Geld Zinsen und partizipierst so von einem passiven Einkommensfluss. Gerade während Niedrigzinsphasen ist dies eine gute Möglichkeit, dein Geld anzulegen. Als weitere Anlageklassen neben Aktien und Co. erweiterst du dein Portfolio und verringerst dein Risiko.
Mit welchen Renditen kann ich bei P2P-Krediten rechnen?
Eine pauschale Aussage darüber, wie hoch deine Rendite ausfällt, ist nicht möglich. Die Rendite ist wesentlich abhängig von der P2P-Plattform, der Art der Kredite und der Kreditlaufzeit. Generell gehen höhere Renditen mit einem höheren Risiko einher.
Im Jahr 2021 haben viele Plattformen ihre Zinsen verringert. Dennoch sind zweistellige Jahresrenditen möglich. Prinzipiell sind im derzeitigen Umfeld jährliche Renditen von 9 – 11 % plausibel. Ausnahme ist das Produkt Bondora Go and Grow. Dort erhältst du eine Jahresrendite von 6,75 %. Die geringere Rendite wird durch eine höhere Sicherheit ausgeglichen. Schonmal vorab: Ich bin selbst ein großer Fan von Bondora Go and Grow.
Übersicht der größten/bekanntesten P2P-Plattformen
P2P-Plattformen fungieren als eine Art ,,Mittelsmann‘‘, um Kreditgeber und Kreditnehmer zusammenzubringen. In folgender Tabelle ist eine Auswahl der größten/bekanntesten Plattformen aufgelistet:
P2P-Plattform | Gründungs-datum | Firmensitz | Kreditländer | Rendite [%] |
Bondora (5€ Bonus erhalten)* | 2009 | Estland | Estland, Finnland, Spanien | 6,75 (Bondora Go & Grow) |
EstateGuru (0,5 % Bonus erhalten)* | 2014 | Estland | Deutschland, Litauen, Finnland, Lettland, Estland, Spanien | 11,24 (durchschnittliche historische Rendite) |
Robocash (0,5 % Bonus erhalten)* | 2017 | Kroatien | Kasachstan, Spanien, Singapur, Vietnam, Philippinen | bis zu 13,3 (bei Teilnahme an Bonus-Programmen, sonst niedriger) |
Mintos | 2015 | Lettland | Mehr als 30 Länder | 9,48 (Durchschnitt) |
TWINO (20€ Bonus erhalten)* | 2016 | Lettland | Lettland, Polen, Russland, Kasachstan, Vietnam | 9-11 % je nach Kreditlaufzeit) |
PeerBerry | 2017 | Kroatien | Litauen, Polen, Kasachstan, Ukraine, Russland, Vietnam, Moldawien, Sri Lanka, Tschechien | 10,90 (Durchschnitt) |
Wie würde ich 2022 als Anfänger 5000 € in P2P-Kredite investieren?
Als blutiger Anfänger im P2P-Bereich würde ich mich zunächst umfassend über diese Anlageklasse informieren. Die Anlageform zu verstehen ist die Grundvoraussetzung, um langfristig kluge Anlageentscheidungen zu treffen.
Persönlich würde ich zu Beginn drei P2P-Plattformen auswählen, auf denen ich nach und nach die 5000 € einzahlen würde.
Mit folgenden drei Plattformen habe ich selbst begonnen:
Warum diese drei P2P-Plattformen?
Alle drei Plattformen sind benutzerfreundlich und eignen sich daher besonders für Anfänger. Auf Bondora Go and Grow und RoboCash läuft das meiste automatisiert ab, Voreinstellungen sind kaum nötig. Zudem sind insbesondere Bondora Go and Grow and EstateGuru relativ risikoarm. Eine weitere Risikominderung erreichst du durch Investition in verschiedene Kreditarten. Während du bei Bondora und Robocash hauptsächlich in Konsumentenkredite investierst, bist du bei EstateGuru in Immobilienkredite investiert.
Zu welchen Anteilen würde ich 5000 € in die Plattformen investieren?
Ich selbst habe zu Beginn 5000 € wie folgt auf die drei Plattformen Bondora (Go and Grow), EstateGuru und Robocash aufgeteilt:
- Bondora Go and Grow: 4000 €
- Robocash. 500 €
- EstateGuru: 500 €
Beachte: Derzeit (Stand Februar 2022) kannst du monatlich maximal 1000 € auf dein Bondora Go and Grow Konto einzahlen. Es dauert somit ein paar Monate, ehe die 4000 € vollständig angelegt sind.
Bondora Go and Grow
Die P2P-Plattform Bondora ist schon seit 2009 am Markt und gehört daher zu einem der ältesten und etabliertesten Plattformen. Auf der Plattform kannst du in verschiedene Produkte investieren. Neben dem Portfolio-Manager und Portfolio Pro gibt es das Produkt Bondora Go and Grow*.
Hinter Bondora Go and Grow steckt ein diversifizierts Kreditportfolio -quasi ein großer Fonds- aus über hunderttausend von P2P-Einzelkrediten mit unterschiedlichen Rating-Klassen (v.a. E- und F-Rating). Kredite werden in Estland, Finnland und Spanien vergeben, vermutlich handelt es sich dabei hauptsächlich um Konsumentenkredite.
Die jährliche Rendite bei Bondora Go and Grow beträgt 6,75 %. Die tatsächliche interne Rendite ist höher, aber Bondora behält den Überschuss als Reserve ein, um Ausfälle auszugleichen und um das Risiko zu minimieren. Sei dir bewusst, dass die Rendite von 6,75 % die Maximalrendite ist, eine niedrigere Rendite ist nicht ausgeschlossen. Allerdings konnte seit Bestehen von Bondora die Zielrendite von 6,75 % bisher immer erfüllt werden.
Neben der hohen Sicherheit im Vergleich zu den meisten anderen P2P-Produkten, besteht ein weiterer Vorteil von Bondora Go and Grow in der sofortigen Liquidität. Dein Kapital und die generierten Zinsen sind bei Bondora Go and Grow nicht gebunden und können jederzeit ausgecashed werden. Von Manchen wird Bondora Go and Grow daher auch als eine Alternative zum Tagesgeldkonto bezeichnet. Dem muss hier aber ausdrücklich widersprochen werden. Es gibt bei Bondora Go and Grow im -Gegensatz zu Tagesgeldkonten- keine Einlagensicherung. Im Falle der Insolvenz der Plattform wäre im schlimmsten Fall dein ganzes Geld weg. Auf der anderen Seite erhältst du derzeit auf Tagesgeld nur mickrige Renditen von maximal 0,2 %.
Robocash
Robocash ist seit 2017 am Markt und damit auch schon relativ lange dabei. Dazu muss man wissen, dass Robocash selbst Teil des Mutterkonzerns Robocash Group ist, welcher immerhin schon seit 2013 existiert. RoboCash Group tritt als Kreditgeber im Hintergrund auf, während die Plattform RoboCash die Kredite der Muttergesellschaft RoboCash anbietet. Die P2P-Plattform Robocash* ist immer noch eher ein Geheimtipp, was der Attraktivität der Plattform keinen Abbruch tut.
Robocash bietet hauptsächlich Konsumentenkredite an. Viele Kredite sind kurzlaufend (Laufzeit von 7-30 Tagen) und damit auch für Investoren geeignet, die ihr Kapital nicht lange binden wollen. Kredite werden derzeit in Kasachstan, Spanien, Singapur, Vietnam und den Philippinen angeboten. Zusammen mit den Konsumentenkrediten von Bondora (Kreditländer: Estland, Finnland, Spanien) ist somit eine hohe Länder-Diversifikation gegeben.
Alle Kredite auf Robocash haben eine Rückkaufgarantie. Sollte der Kreditnehmer 30 Tage mit seiner Zahlung überfällig sein, erhältst du den Kredit inklusive der bis dahin angefallenen Zinsen zurück.
Der Mindestanlagebetrag beträgt 10 € pro Kredit und ist damit auch für Anfänger zum ,,Reinschnuppern‘‘ gut geeignet.
Das Investieren bei Robocash erfolgt in Form eines automatischen Portfolio-Builders. Nach Einstellung einiger Parameter wie Kreditlaufzeit oder Zinssatz, läuft alles automatisiert ab, manuelles Investieren ist nicht möglich.
Robocash als P2P-Plattform ist meiner Meinung nach eine gute Möglichkeit, erste Erfahrungen im P2P-Umfeld zu sammeln. Das größte Risiko geht wohl von einer Insolvenz des Mutterkonzerns Robocash Group aus. Eine Insolvenz der Plattform Robocash an sich, ist durch den Mutterkonzern im Hintergrund sehr unwahrscheinlich.
EstateGuru
Die P2P-Plattform EstateGuru *ist schon seit 2014 am Markt, was im P2P-Umfeld schon eine ganze Weile ist. Auf EstateGuru werden Immobilienkredite vergeben. Der Vorteil von Immobilienkrediten im Vergleich zu Konsumentenkrediten ist die hohe Sicherheit. Die Immobilien-Kredite sind mit Grundschuld hinterlegt, dass heißt das Haus oder das Grundstück selbst ist als Sicherheit hinterlegt, was einen Totalausfall des Kredits unwahrscheinlich macht. Eine wichtige Kenngröße bei EstateGuru ist der LTV (loan to value). Dieser Parameter gibt das Verhältnis des Kredits zum hinterlegten Wert in Prozent an. Je geringer der LTV, desto besicherter und damit ,,sicherer‘‘ ist das Investment.
Ein Nachteil von EstateGuru ist die Mindesthöhe pro Kredit. Diese beträgt 50 €. Mit 500 € könntest du also maximal in 10 verschiedene Kredite investieren. Für den Anfang ist dies aber ausreichend.
Zusammenfassung P2P-Kredite
Als Anfänger im P2P-Bereich fällt es bei all den unterschiedlichen P2P-Plattformen schwer, den Überblick zu behalten. Ich selbst habe den Schritt in P2P-Investments mit den drei Plattformen Bondora (Produkt Go and Grow), EstateGuru und Robocash gewagt und es bisher nicht bereut.
Alle drei Plattformen zahlen bisher zuverlässig Rendite, potenzielle Ausfälle werden durch Rückkaufgarantie kompensiert.
Ich kann nur empfehlen langsam anzufangen und nach und nach ein immer diversifiziertes P2P-Portfolio aufzubauen. Als weitere Anlageklasse sind P2P-Investments eine schöne Ergänzung zu börsengehandelten Investments wie Aktien oder ETF.
Da P2P-Kredite Hochrisikoprodukte sind, würde ich den Anteil über alle Assetklassen hinweg auf 10 % begrenzen, diese Entscheidung bleibt aber dir selbst überlassen.
Eine ausführliche Anleitung zum Thema „Steuern und P2P-Kredite“ findest du hier.
Nicht nur durch P2P-Kredite kannst du passives Einkommen generieren. In diesem Beitrag stelle ich dir 36+ Methoden vor, um passives Einkommen aufzubauen.